Hutanger

  • ca. 500 ha
    Gesamtfläche haben die Hutanger im Nürnberger Land
  • ca. 120 Einzelflächen
    werden als Hutanger genutzt
  • Sonderthema
    Hersbruck
In der Hersbrucker Alb stellen die Hutanger, als ehemalige Weideflächen, eine regionale Besonderheit der Hirtenkultur dar. Mit ihren Eichen- und Obstangern sind die naturschutzfachlich hochwertigen Flächen ein landschaftsprägendes Element der Hersbrucker Alb. Für die Vielfalt, Eigenart und Schönheit dieser Kulturlandschaft sind sie unverzichtbar. Heute findet man sie nur noch im Hersbrucker Land.

Wandel der Zeit

Die Hutanger waren Teil eines sehr differenzierten Weidesystems und gehörten zum dörflichen Leben. Früher hatte jedes Dorf seine (Allmende-) Weideflächen und seinen Hirten, der die Rinder der Bauern betreute. In festgelegten Rhythmen wurden Wiesen (bis 24. April Vorweide, ab 29 September Nachweide), Hutanger (Sommerweide), Wald, Brachflächen, Egerten und Stoppeläcker beweidet. Jeder Ort hatte hier seine bestimmten Austriebzeiten, mancherorts manchmal zwei Mal am Tag, später meist erst am Nachmittag. Die ganze Dorfgemeinschaft half beim Erstaustrieb der noch lebhaften Rinder mit, um diese von der Winterstallhaltung an die Weide zu gewöhnen. Manche Orte feierten dazu ein kleines Dorffest. Aus dieser Tradition heraus wird noch heute die Hansgörgelkirchweih auf dem Altensittenbacher Hutanger gefeiert.

  • Allmende
    Das gemeinschaftliche Weideland, der Hutanger und die angrenzenden Gebiete wurden von den Rindern einer Dorfgemeinschaft beweidet.
  • Differenziertes Weidesystem
    Die Flächen wurden in festgelegten Rhythmen beweidet – Vorweide, Hutanger / Sommerweide, Nachweide, Wald, Brachflächen, Egerten und Stoppeläcker. In jedem Ort galten bestimmte Austriebzeiten.
  • Dörfliches Leben
    Zum Erstaustrieb half die ganze Dorfgemeinschaft und feierte mancherorts ein kleines Dorffest.
  • Lebensraum
    Hutanger sind Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt und Rückzugsgebiet für Arten, die in der übrigen Landschaft wenig Überlebenschancen haben.
  • Biotopverbundsystem
    Hutanger sind die Grundlage für ein Biotopverbundsystem, da sie über die gesamte Landschaft verteilt sind und zumindest teilweise noch durch Hecken, Gewässer und Waldränder miteinander verbunden sind.
  • Kulturlandschaftselement
    Hutanger sind ein wichtiges, landschaftsprägendes Element unserer Kulturlandschaft und gelten als Zeugen der einstigen fränkischen Hirtenkultur. Seit 2008 erfolgt hier wieder eine natürliche Landschaftspflege durch Schaf- und Rinderbeweidung.

Hutanger

1x1 Hutanger
  • Hut = hüten, behüten, Tiere hüten
  • Anger = ungepflügtes wildgrünes Grasland
  • Allmende = Gemeindegut, -flur

Die Bezeichnung „Hutanger“ ist typisch für das Nürnberger Land-Gebiet und die angrenzenden Regionen und wird meist nur hier verwendet.

Hirtenkultur
Der Hirte wurde von der Dorfgemeinschaft zum Hüten und Versorgen der Tiere angestellt. Für den unehrenhaften Beruf des Hirten gab es keine Ausbildung und Berufsstandvertretung. Die Tätigkeit wurde meist vererbt und im Hirtenvertrag geregelt.
Entwicklung des Hutangers
Früher hatte jedes Dorf seine Weideflächen und seinen Hirten, der die Rinder der Bauern betreute. Diese Hutanger sind heute wertvolle Lebensräume für Fauna und Flora. Viele von ihnen werden mit Rinderherden vor Verbuschung bewahrt und erhalten.
Pflanzen des Hutangers
Die Hutanger haben heute oft ein parkartiges Aussehen. Alte, mächtige Einzelbäume prägen den besonderen Charakter der Flächen. Dominierend sind Eichen- und Obstanger. Auf Magerrasen sind die Wacholder als Reste der Beweidung zu sehen.

Hutangerprojekt

Natur- und Kulturerbe
Das Hutangerprojekt Wengleinpark ist eines der ältesten und erfolgreichsten Naturschutzprojekte Bayerns. Es entstand 1985 auf Initiative der BUND-Ortsgruppe Hersbruck in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Mittelfranken aus der Erkenntnis heraus, dass der Hutanger das wichtigste Natur- und Kulturerbe der Hersbrucker Alb sind.
1985 riefen der Bezirk Mittelfranken zusammen mit der hiesigen Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Bayern das „Hutangerprojekt“ ins Leben mit dem Ziel, die ehemaligen Weideflächen offen zu halten und zu vernetzen. Seit 1987 wird das Projekt vom Naturschutzzentrum Wengleinpark – einem eigenständigen Verein, der zugleich Ökostation des Bund Naturschutz ist – getragen. Von 2004 bis 2008 wurden, gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds, alle Hutanger in der Hersbrucker Alb digital erfasst und erste Weideverbundstrukturen aufgebaut. Die aufwendige Pflege der Flächen betreibt derzeit der Landschaftspflegeverein Nürnberger Land e.V. Sie umfasst neben Entbuschungen vor allem die regelmäßige Mahd ausgewählter Flächen. Etwa 200 Hektar Hutanger werden von drei Wanderschäfern beweidet, weitere 130 Hektar dienen 15 Landwirten als Rinderweide.

Weiterführender Link

Naturschutzzentrum Wengleinpark e.V.

Ziele des Hutangerprojektes

  • Durch gemeinsame Nutzung und gemeinsame Verantwortung ein Stück Heimatlandschaft und kulturelles Erbe zu erhalten
  • Naturschutz, wirtschaftliche Nutzung und Gemeinwohl nebeneinander und miteinander zu ermöglichen
  • Natur und Landschaft als unverzichtbaren Lebens- und Erlebnisraum für Leib und Seele des Menschen zu schützen

Schaut mal Kinder

  • Aufgaben des Hirten

    Aufgaben des Hirten

    Früher kümmerte sich der Dorfhirte um die Rinder der Dorfgemeinschaft, trieb sie tagsüber auf die gemeindlichen Weideflächen und kehrte mittags oder abends mit ihnen zurück. Er feilte die Hornspitzen der Rinder vor dem Weideaustrieb etwas ab, damit sich die Rinder nicht gegenseitig verletzten und kümmerte sich um kranke Tiere.

  • Arbeitsgeräte des Hirten

    Arbeitsgeräte des Hirten

    Die wichtigsten Arbeitsgeräte des Hirten waren die Ringelpeitsche als Signalinstrument, der Hirtenstock und die bunt bemalten Schellenbögen. Die Hirten fertigten die Schellenbögen selbst, befestigten geschmiedete Schellen daran und legten sie den Rindern auf der Weide um den Hals. Über das Geläut konnte der Hirte seine Tiere leichter erkennen.

Habt Ihr das gewusst?

Ein Hütehund hilft dem Hirten, seine Herde zusammenzuhalten, wittert Gefahr und leistet Gesellschaft.